Ausgabe vom 04.07.2025 Seite 4

Suchbegriffe 04.07.2025    4


Die unsichtbare Bombe Auch Israel verfügt seit Jahrzehnten über Atomwaffen, aber es bekennt sich aus strategischen Gründen nicht dazu Tel aviv. Israel gilt seit Jahrzehnten als inoffizielle Atommacht. Es hat weder den Atomwaffensperrvertrag (NPT) unterzeichnet noch jemals offiziell zugegeben, über Nuklearwaffen zu verfügen. Gleichzeitig herrscht international Konsens, dass Israel eine Atommacht ist. Im Zentrum dieses paradoxen Status steht die sogenannte „policy of ambiguity“ – die Politik der strategischen Zweideutigkeit –, die es Israel erlaubt, nukleare Abschreckung zu betreiben, ohne sich formell zum Besitz entsprechender Waffen zu bekennen. Eine Strategie, die das Überleben des Staates garantieren und gleichzeitig ein atomares Wettrüsten im Nahen Osten verhindern soll. Das israelische Atomprogramm beginnt in den frühen 1950er Jahren. Die damalige Führung unter David Ben-Gurion war sich der strategischen Verwundbarkeit des jungen Staates bewusst – eine Verwundbarkeit, die nach dem Unabhängigkeitskrieg 1948/49 und dem Suezkrieg 1956 deutlich wurde, selbst wenn Israel diese Kriege gewann. Damals wurde der Grundstein für ein ambitioniertes nukleares Programm gelegt. Eine zentrale Figur war der junge Shimon Peres, in ...