Ausgabe vom 10.06.2023 Seite 24
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Mythen und Legenden sind in den acht Jahrzehnten seit dem Tod des SA-Stabschefs Viktor Lutze (1890 - 1943) aufgebaut worden. War der gebürtige Bevergerner, der zum ranghöchsten Protagonisten aus dem nördlichen Münsterland im nationalsozialistischen Herrschaftssystem aufstieg, ein ?anständiger Nazi?, ein heimlicher Widerstandskämpfer und Opfer einer Verschwörung des Regimes? Die neueste Forschung in der Geschichtswissenschaft formuliert dazu ein klares Nein. Insbesondere das Tagebuch, das Lutze von 1934 bis kurz vor seinem Tod 1943 geführt hat, liefert wertvolle Erkenntnisse. Nachdem es Jahrzehnte unter Verschluss war, liegen die Notizen des nach Hitler obersten SA-Chefs jetzt in veröffentlichter Form vor. Das Tagebuch Schriftliche Rechtfertigung und Selbsterhöhung Lutzes im Spiegel der neuesten Geschichtsforschung Folge 4 Was trieb den am 1. Juli zum SA-Stabschef ernannten Viktor Lutze im Spätsommer 1934 dazu an, mit dem Aufschreiben seiner politischen Gedanken in einer Art ?Tagebuch? zu beginnen? Bis kurz vor seinem Unfalltod im Mai 1943 behielt er diese Gewohnheit kontinuierlich bei und nutzte dafür Mußestunden bei seinen Aufenthalten auf dem ab 1936 errichteten Landgut ?Saltenhof? in Bevergern. Dorthin zog er sich regelmäßig zurück, um Abstand zu den ...