Ausgabe vom 06.05.2025 Seite 4
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Der Mythos von den Trümmerfrauen Düsseldorf. Ein Bild, das es ins kollektive Gedächtnis der Deutschen geschafft hat, ist das von Frauen, die in einer langen Kette stehen und Schutt aus zerborstenen Gebäuden abtragen. Frauen jeden Alters, mit den Kleidern am Leibe, die ihnen geblieben waren. Männer hatten diesen Krieg angezettelt, Männer hatten ihn geführt, verloren haben ihn alle. Aber der Neubeginn liegt hier buchstäblich in der Hand der Frauen. Schon vorher waren sie es gewesen, die dafür gesorgt hatten, dass das Leben weiterging in einem Land, das sehenden Auges auf den Untergang zuging. Deswegen sind sie es, die in dieser Stunde null etwas verkörpern, das abhandengekommen war: Verlässlichkeit, Unbescholtenheit, Courage. Aus diesem Grund wurden diese Fotos ikonisch. Sofern allerdings der Eindruck von einer neuen Verteilung der Rollen erweckt werden sollte, so trog er. Tatsächlich sind Steine klopfende Trümmerfrauen ein Mythos. Sie traten nur kurz, nicht immer freiwillig und besonders in Berlin in der sowjetisch besetzten Zone in Erscheinung. Die gröbsten Aufräumarbeiten erledigten die verbliebenen Männer und Maschinen. Frauen hatten in Wirklichkeit anderes zu tun: Lebensmittel und Heizmaterial besorgen, auf Schwarzmärkten ...