Ausgabe vom 14.09.2009 Seite 15

Suchbegriffe 14.09.2009    15


Von unserem Redaktionsmitglied Harald Suerland Münster. Der eine kommt einfach nicht aus den Puschen und läuft den ganzen Tag im Schlafanzug umher, den er bestenfalls mal mit einem Jackett überdeckt. Der andere hingegen stählt seinen Körper mit blutigen Ritualen, ist ein wilder Degenschwinger. Don Carlos, der Pyjama Prinz, und der Herzog von Alba, der martialische Militär. Keine Frage, wem von beiden König Philipp seine Truppen anvertraut. Spaniens dunkler Monarch ist die gar nicht so heimliche Hauptfigur in Friedrich Schillers Drama Don Carlos . In Münsters Großem Haus nimmt er die schwarzen Handschuhe nicht mal zum Klavierspielen ab, erschießt eigenhändig den aufmüpfigen Marquis von Posa und zieht seinem Sohn am Ende höchstselbst den aus Stühlen aufgetürmten Boden unter den Füßen weg. Der Kronprinz und sein Henker. Zu Beginn der Premiere konnte man sich nicht ganz sicher sein, überhaupt einer Schiller Aufführung beizuwohnen. Denn ein Pausenclown, der sich später als Graf von Lerma entpuppt, zitiert minutenlang den Korinther brief über die Liebe, ehe nach einer gefühlten Viertelstunde die schönen Tage von Aran juez aufklingen. Von denen die Königsfamilie allerdings ebenso wenig zu sehen bekommt wie das Publikum Manfred Kaderk hat einen mit dunklen ...