Ausgabe vom 03.06.2023 Seite 22
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Mythen und Legenden sind in den acht Jahrzehnten seit dem Tod des SA-Stabschefs Viktor Lutze (1890 - 1943) aufgebaut worden. War der gebürtige Bevergerner, der zum ranghöchsten Protagonisten aus dem nördlichen Münsterland im nationalsozialistischen Herrschaftssystem aufstieg, ein ?anständiger Nazi?, ein heimlicher Widerstandskämpfer und Opfer einer Verschwörung des Regimes? Die neueste Forschung in der Geschichtswissenschaft formuliert dazu ein klares Nein. Insbesondere das Tagebuch, das Lutze von 1934 bis kurz vor seinem Tod 1943 geführt hat, liefert wertvolle Erkenntnisse. Nachdem es Jahrzehnte unter Verschluss war, liegen die Notizen des nach Hitler obersten SA-Chefs jetzt in veröffentlichter Form vor. Der Aufstieg Ein Schusterjunge vom Land rückte überraschend an die Spitze der SA: Der Weg führte über die ?Reichsmordwoche? Folge 2 Die erste Seite des handschriftlich geführten Tagebuchs enthält nur wenige, in recht großen Sütterlin-Buchstaben geschriebene Worte: ?Zugehörig von Viktor Lutze?, heißt es und weiter: ?beginnend mit dem unglückseligen 30. Juni 1934.? Der Historiker Daniel Siemens bezeichnet die Aufzeichnungen Lutzes als beste Quelle für die Erforschung der Reaktionen von Hitlers ?Sturmabteilung? (SA) auf die Ereignisse der ?Reichsmordwoche?, ...