Ausgabe vom 22.01.2025 Seite 9

Suchbegriffe 22.01.2025    9


Glühender „Trumpist“ Abseits Ein Byzantiner gilt seit Alters her als Person, die jemandem in übertriebener Weise Komplimente macht. Ein Hofierer eben, der anderen mit ausschweifender Höflichkeit schmeichelt, um möglichst seinen eigenen Nutzen daraus zu ziehen. Diese Wesensart scheint nie aus der Mode gekommen. Bei der Amtseinführung von Donald Trump schießen einem diese Bilder zwangsläufig in den Kopf. Der nicht unumstrittene mächtigste Mann der Welt und der streitbare Fifa-Boss Gianni Infantino werfen sich nicht nur liebevolle Blicke zu − sie geizen auch nicht mit innigen Worten. Der schweizerisch-italienische Fußballfunktionär, direkt hinter Amtsvorgängern wie Bill Clinton, George Bush und Barack Obama „geparkt“, platzt gar vor Stolz wie ein kleines Kind, weil Trump ihn und die Fifa während seiner Rede tatsächlich erwähnt. „Er kennt meinen Namen“, frohlockt der Kahlkopf. Und ergänzt mit ganz viel Pathos: „Zusammen machen wir nicht nur America great again, sondern die gesamte Welt.“ Kurz durchatmen − da versucht sich doch einer im Lichte des US-Präsidenten zu sonnen. „Danke, Gianni für die Weltmeisterschaft“ − so viel mehr hatte Trump eigentlich gar nicht gesagt. ...