Ausgabe vom 27.05.2023 Seite 22

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Mythen und Legenden sind in den acht Jahrzehnten seit dem Tod des SA-Stabschefs Viktor Lutze (1890 - 1943) aufgebaut worden. War der gebürtige Bevergerner, der zum ranghöchsten Protagonisten aus dem nördlichen Münsterland im nationalsozialistischen Herrschaftssystem aufstieg, ein ?anständiger Nazi?, ein heimlicher Widerstandskämpfer und Opfer einer Verschwörung des Regimes? Die neueste Forschung in der Geschichtswissenschaft formuliert dazu ein klares Nein. Insbesondere das Tagebuch, das Lutze von 1934 bis kurz vor seinem Tod 1943 geführt hat, liefert wertvolle Erkenntnisse. Nachdem es Jahrzehnte unter Verschluss war, liegen die Notizen des nach Hitler obersten SA-Chefs jetzt in veröffentlichter Form vor. Der Unfall Familientragödie beendete vor 80 Jahren eine ungesühnte Karriere im nationalsozialistischen Herrschaftssystem Folge 1 Der 1. Mai 1943 ? ein Feiertag mitten im Zweiten Weltkrieg. Der Mediziner und spätere Nobelpreisträger Werner Forßmann (1904 ? 1979), damals Klinikleiter des Städtischen Krankenhauses in Potsdam, saß gerade an der Kaffeetafel, als er Großalarm erhielt. Der Stabschef des SA, Viktor Lutze, war mit der gesamten Familie im Auto ganz in der Nähe bei Michendorf verunglückt. Der älteste Sohn, ebenfalls mit dem Vornamen Viktor benannt, ...