Ausgabe vom 19.10.2024 Seite 21
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Kate Winslet und die Banalität des Bösen Westfälisches Landestheater zeigt in der Stadthalle das Stück ?Der Vorleser? RHEINE. Es ist schwierig, wenn man die Bilder des Films ?Der Vorleser? mit Kate Winslet noch vor Augen hat. Aber ein Theaterspiel auf der Bühne ist nun mal wieder etwas anderes als ein oscar-nominierter Film. Das Westfälische Landestheater brachte am Mittwoch die von Mirjam Neidhart besorgte Bühnenfassung des Bestsellers von Bernhard Schlink mit in die Stadthalle und hinterließ ein sehr positives Zuschauer-Echo ? wenngleich bei diesem Stoff das Wort ?positiv? auch für Unbehagen sorgt.Das Bühnenstück des Romans ?Der Vorleser?, der in Deutschland längst Schulpflichtlektüre geworden ist, stellt vorlagengetreu die Erinnerungsarbeit des Ich-Erzählers Michael Berg (Tobias Schwieger) in den Mittelpunkt. Aus der Sicht des Erwachsenen, eines erfolgreichen Rechtsanwalts (herausragend: Guido Thurk), blickt er zurück auf frühere Ereignisse. In den 1950er Jahren hatte er sich als 15-Jähriger in die mehr als doppelt so alte, rätselhafte Straßenbahnschaffnerin Hanna Schmitz (Arikia Orbán) verliebt und einen Sommer lang mit ihr eine zwischen Sex und rituellen Bade- und Waschorgien wechselnde erotische Beziehung gepflegt. Hätte das Bürgersöhnchen die ...