Ausgabe vom 01.10.1976 Seite 3
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Münster Eig. Ber. . Der bislang hitzigste Wahlkampf in der Bundesrepublik erreichte gestern abend seinen Höhepunkt. In einem harten Schlagabtausch der beiden Kanzlerkandidaten und der Vorsitzenden von CSU und FDP vor rund 20 Millionen Zuschauern prallten die Gegensätze der Parteien aufeinander. Nach einer Grundsatzdebatte zum Auftakt der Sendung, bei der Kohl betonte, eine Wahl nach Ablauf der Arbeitszeit einer Regierung sei ein ganz normaler demokratischer Vorgang und die Koalition habe nun Rechenschaft abzulegen, konzentrierte sich der Disput der vier Spitzenkandidaten über weite Strecken auf die Wirtschaftspolitik. Dabei bekräftigte Strauß die ablehnende Haltung der Union zu einer Erhöhung der Mehrwertsteuer. Einschränkend meinte er, sie solle nur eingeführt werden, wenn die Steuerzahler bei anderen Abgaben entlastet würden. Die Auseinandersetzung über die wirtschaftliche Lage war gekennzeichnet von unterschiedlichen Auffassungen über die Ursachen. Während Schmidt und Genscher den Grund der Rezession vor allem in einer Krise der Weltwirtschaft sahen, erklärten Kohl und Strauß, sie sei in erster Linie Schuld der Bundesregierung. So führte Strauß 80 Prozent der Arbeitslosigkeit auf hausgemachte Politik zurück. Zu einer deutlichen Kontroverse kam es auch ...