Ausgabe vom 29.01.1972 Seite 42
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Der Zwang kurzer Szenen oder Spielflächen statt Bühnenbild läßt dem Regisseur auch kaum eine andere Wahl. Die vielen kurzen Auftritte, die manchmal nur eine Minute dauern, können nicht durch aufwendige Umbauten auseinandergerissen werden, und sollte nach jedem Bild extra der Vorhang fallen, so ließe sich der Abend statt Woyzeck eher Vorhang mit kleinen Einlagen betiteln. Auch die Möglichkeit, auf offener Bühne umzubauen, hält Siemers nicht für gut. Das ist mittlerweile uninteressant geworden. Da kommen dann im Halbdunkel die Bühnenarbeiter, das gibt einen Riesenkrach, die Leute empfinden es meist als störend. Heyduck und ich wollten lieber die Möglichkeit einer Spielfläche schaffen, die sich in Sekundenschnelle umändern läßt. Ich denke da an ein Podest, daß einmal die Funktion eines Podestes hat, dann ein Dach darstellt, indem einfach eine Treppe aufgesetzt wird. Wenn weiter links und rechts die Deckbretter des Podestes auch noch zur Seite zu klappen sind, ergibt sich noch der Eindruck von Sitzbänken. Und das wiederum brauche ich für die Szene, wo die Soldaten, Woyzeck und Marie in diese Jahrmarktsbude gehen und das astronomische Pferd besichtigen. Noch ehe die Proben anfangen, bevor überhaupt der Schauspieler begonnen hat, seinen Text einzustudieren, ...